Chronik
03.11.1912
Gründung der Sanitätskolonne Erding im Gasthof Hirschwirt durch Bezirksamtmann Josef Keidel, königlicher Bezirksarzt Dr. Rauh, Bürgermeister Herbig, Apotheker Nöthig, Apotheker Leibold und Kommerzienrat Buchner. Die Sanitätskolonne bestand aus Gründungsmitgliedern. Der erste Kolonnenführer war Apotheker Leibold.
Kurz nach der Gründung
Dank verschiedener Spenden konnte sich die Sanitätskolonne bald mit Ausrüstungsmaterial wie Tragbahren, Uniformen, Handwagen usw. versehen. Bereits 1912 wurde die erste große Schauübung der Kolonne am Bahnhof Erding durchgeführt.
1914-1918
Die friedliche Entwicklung wurde durch den Ausbruch des 1. Weltkrieges unterbrochen. Die Soldatenpflicht rief die meisten Angehörigen der Sanitätskolonne ins Feld. Sechs aktive Mitglieder kehrten nicht mehr in die Heimat zurück.
27.07.1919
Nach dem 1. Weltkrieg fand die erste Generalversammlung am 27. Juni 1919 statt. Der Kolonne gelang es wieder, die notwendigen Arbeitsgrundlagen für ihre weitere Tätigkeit zu erhalten. In der Vorstandschaft gab es personelle Veränderungen, Verwaltungsassistent Greckl übernahm die Kolonnenführung (1924-1934), Kaufmann Kraus wurde Materialverwalter und Josef Funk Schriftführer.
November 1925
Im November 1925 wurde die Beschaffung eines Krankentransportwagens "erwogen"; zumindest wurde ein Konto errichtet, dem alle Zuschüsse zufließen sollten
Das erste Fahrzeug
Im März 1927, als das Konto bereits 2.817 Mark und 35 Pfennige aufwies und ein Zuschuss von 1.000 Mark in Aussicht stand, wurde nach Prüfung aller Angebote ein Sanitätskraftwagen der Fa. Opel mit 10/45 PS zum Preis von 8.800 Mark erworben. "Damit wurde ein langjähriger Wunsch der aktiven Mannschaften erfüllt, aber auch einem dringenden Bedürfnis Rechnung getragen". Der Kraftwagen wurde am 6.6.1927 in Dienst gestellt.
1927
Das Protokoll vom November hält fest, dass im vergangenen Jahr 275 Einsätze geleistet wurden, 16 mit der Tragbahre, 259 mit dem Auto
1928
die Kolonne zählte 30 aktive und 50 passive Mitglieder; Dr. Leitner wird Kolonnenarzt. 1928 ist erstmals vom Glückshafen die Rede. Er brachte der Kolonne damals einen Reingewinn von 1.320,62 Mark.
1930
Nach dem Tod von Dr. Leitner wird Dr. Andreas Deißböck zum Kolonnenarzt ernannt; er blieb es bis zu seinem Tod im Jahre 1967. Dr. Deißböck war es auch, der die Schaffung eines Rettungszuges im Verein mit der Freiwilligen
Feuerwehr Erding anregte. Sanitätskolonne und Feuerwehr arbeiteten stets in
enger und kameradschaftlicher Weise zusammen.
1932
1932 werden Gasschutzabende angekündigt und 5 Gasmasken erworben. Immer wieder wird auch geklagt über säumige Zahler, die die Krankentransporte in Anspruch genommen, aber nicht bezahlt haben.
1933
1933 wurde ein neuer Krankentransportwagen - Typ "Adler" - zum Preise von 9.700 Mark beschafft. Über diese Ereignisse berichtete das Erdinger Tagblatt jeweils ausführlich. 1933 wurde die sogenannte Kreis Führung des Deutschen Roten Kreuzes gebildet.
1934 - 1935
1934 umfasste die Kolonne Erding 50 Sanitätsmänner. 312 Krankentransporte wurden durchgeführt, davon 44 nach auswärts.
Am 7.5.1934 berichtete die Presse über die Neuorganisation der Sanitätskolonne: Führer und Kolonnenarzt werden vom Hauptvorstand des Roten Kreuzes bestimmt -- es gibt keine Wahlen mehr. Kleinere Kolonnen werden zusammengelegt, so Freising, Erding und Moosburg, Dorfen mit Haag, Ebersberg und Wasserburg. Eine neue Uniformierung steht in Aussicht und im Außendienst treten einschneidende Änderungen ein. Mit Datum von 4.5.1935 und dem Gruß "Heil Hitler" enden die Eintragungen im Protokollbuch.
2. Weltkrieg
Der 2. Weltkrieg brach aus und wieder mussten fast alle Angehörigen der Kolonne einrücken; auch aus der Frauenbereitschaft wurden viele als Schwestern- oder Wehrmachthelferin eingezogen.
Frauenbereitschaft Teil I
Sie hatten vor allem im Krieg, wo sie vielfach an Stelle ihrer männlichen Kameraden zum Einsatz kamen, durch aufopfernde Pflichterfüllung vorbildlich gewirkt. Ihnen ist im Rahmen dieser Schrift ein besonderer Abschnitt gewidmet.
Frauenbereitschaft Teil II
Die Autos hatten keine Heizung. Das bedeutete in den kalten Wintermonaten eine harte Strapaze für die Patienten, die Fahrerin und die begleitende Helferin. Zudem musste wegen der Verdunkelung nachts mit abgedunkelten Scheinwerfern gefahren werden. Berücksichtigt man auch hier die infolge des Krieges nicht instandgesetzten Kies Straßen mit zahlreichen Schlaglöchern, so kann man sich diese Drangsal vorstellen.
Selbstverständlich wurden auch Fahrten nach München durchgeführt, um Patienten in die Fachkliniken zu bringen.
Gegen Ende des Krieges wurde das Benzin knapp. Vorsorglich musste eine Fahrerin bereits eine Prüfung ablegen, um auch Krankenwagen mit Holzvergaser fahren zu können. So weit kam es zum Glück nicht mehr. Aber in den letzten Kriegsmonaten wurden viele Krankentransporte mit Pferd und Wagen oder Schlitten ausgeführt, um den Treibstoff für eilige Transporte aufzusparen. Die Pferde waren im Fliegerhorst stationiert, sie wurden von einem Soldaten geführt. Das dazugehörige Fahrzeug wurde auf Veranlassung von Dr. Deißböck im Fliegerhorst Erding gebaut.
18.04.1945
Übermenschliche Anforderungen wurden an die Helferinnen des Roten Kreuzes gestellt, als am 18. April 1945 ein verheerender Luftangriff auf die Stadt Erding niederging. Dieser schwärzeste Tag Erdings forderte 130 Tote und 200 Verletzte. Die Frauen mussten – fast ohne jede männliche Unterstützung – mit diesen trostlosen Zuständen fertig werden.
Nach dem 2.Weltkreig
Nach dem Zusammenbruch galt es, wieder von vorne zu beginnen. Das Deutsche Rote Kreuz war von den Besatzungsmächten verboten und seine Organisation zerschlagen worden. Ein von der amerikanischen Militärregierung zugelassenes Bayerisches Rotes Kreuz stand vor dem Nichts und musste sich erneut entwickeln.
1950
1950 wurde die Vorstandschaft wieder gewählt. Sie setzte sich zusammen aus Landrat Dr. Herbert Weinberger (I.Vorsitzender), Rudolf Max Hohlbach (II. Vorsitzender)Dr. Andreas Deißböck (Chefarzt), Karl Käser (Schatzmeister), Hans Käser (Kreiskolonnenführer) und Adelheid Schnell (Kreisbereitschaftsleiterin). Innerhalb weniger Jahre hatten die Sanitätskolonnen mit den Bereitschaften ihren alten Leistungsstand erreicht.
1951
Am 8. November 1951 ereignete sich beim Bahnhof in Walpertskirchen ein schweres Eisenbahnunglück und in Neufinsing im gleichen Jahr ein Busunglück. An beiden Unfallstellen leisteten die San.- Einheiten vorbildlichen Einsatz.
1953
Im März 1953 beschloss die Vorstandschaft – nachdem die Unterkunft des Kreisverbandes (Garagen und ein Büro) in der Schrannenhalle geräumt werden mussten, den Ankauf und Umbau des Anwesens in der Dorfener Straße Nr. 13 zum BRK-Heim. Am 20.6.1954 erfolgte bereits die Übergabe und feierliche Einweihung.
1970
1970 wurde die Funkeinrichtung in Betrieb genommen. Im selben Jahr wurde auch der Notarztdienst als Modellversuch gestartet. Es war der erste Versuch in einem ländlichen Landkreis und einer der ersten in Bayern, der mit seinem "Rendezvous-System" Vorbild für andere Landkreise geworden ist. Initiiert hat dieses Unternehmen im Landkreis Erding Herr Dr. Schorr, nachdem bei einem Rettungskongress in Göttingen auf diese besondere Einsatzmöglichkeit hingewiesen wurde. Mit Leihwägen des BRK-Präsidiums führten zunächst Ärzte des Fliegerhorstes Erding den Notarztdienst durch.
1971
Nach einer Pause von Februar – Dezember 1971 nahmen Ärzte (Chirurgen) des damaligen städtischen Krankenhauses Erding unter Chefarzt Dr. Franz den Notarztdienst wieder auf. Eine große Förderin war Frau Dr. Hutzel, die die Sanitäter zu Gehilfen des Notarztes ausbildete. Der Notarztdienst entwickelte sich zur segensreichen Einrichtung; er ist im Rettungswesen nicht mehr wegzudenken.
1974
1974 trat das Bayerische Rettungsdienstgesetz in Kraft. Mit ihm wurde eine neue Basis für die Unfallhilfe, den Kranken- und Verletztentransport geschaffen. Dieses Gesetz forderte u. a. die Bildung von Rettungszweckverbänden. Die Landkreise Erding, Ebersberg und Freising bildeten einen Rettungszweckverband.
Leitstelle im BRK
Im November 1978 erfolgte der Anschluss an die Rettungsleitstelle in München. Über Jahre herrschte Unsicherheit über den künftigen Sitz der Rettungsleitstelle. Zähen Verhandlungen des Vorsitzenden und des Heimatabgeordneten ist es zu verdanken, dass im Dezember 1983 die Entscheidung zugunsten von Erding fiel. Maßgebend war auch die Tatsache, dass die Polizeidirektion Erding bisher der einzige Dienstbereich war, der nicht identisch mit dem Gebiet der Rettungsleitstelle verlief. Die Rettungsleitstelle ist im Rot-Kreuz-Gebäude an der Wilhelm-Bachmair-Straße in Erding untergebracht. Der Betrieb wurde in Erding am 3. Dezember 1984 aufgenommen.
2021
Die Bereitschaft Erding besitzt heute 9 Fahrzeuge und hat mehrere Hundert Mitglieder. Es steht eine große Fahrzeughalle zur Verfügung. Die Bereitschaft leistet einen erheblichen Teil im Bevölkerungsschutz: Sanitätsdienste, Übungen und Einsätze.